Wer kennt den Witz nicht:
„Papa, ich hab beim Auto den Rückspiegel verbogen“
„Das macht doch nichts!“
„Naja, der Rest vom Wagen liegt halt drauf“

Der heutige Fall hat sich vielleicht ähnlich abgespielt:
„Mama, Papa ich hab Mathe gelernt!“
„Das ist doch super!“
„Naja, dann aber aus versehen Tee über den 200€ Taschenrechner gegossen“

Aber es hilft nix, es kommt vor – zum Glück lässt sich meistens noch was machen.

Aber bitte NICHT nach ein paar Stunden trocknen „nur mal kurz nachsehen“ ob das Gerät wieder geht. Trocknen dauert je nach Behandlungsmethode (Reis, SilicaGel, Dörrobstmaschine) immer noch mehrere Tage.

Die Ausgangslage:

Das Display geht an, man sieht jedoch kein Bild.

Hypothese:

Korrosion hat vermutlich so manche Verbindung unterbrochen – aufmachen, reinigen und Daumen halten!

Nach dem öffnen bietet sich folgendes Bild

So manches Adlerauge hat sicher schon links oben die Korrosion am Flex-Kabel zum Display gefunden. Auch den Brandfleck?

Es ist leider so, dass auf dem orangenen Flexkabel zwei Leitungen durchgebrannt sind. Ein Displaytausch wäre vielleicht möglich gewesen, ein flicken der Leitungen selbst leider völlig ausgeschlossen da diese nur wenige µm stark und in Kunststoff eingebettet sind.

Also legt man einen Bypass.

Dazu muss man sagen, dass zu unserem Glück, hier natürlich zwei Stromversorgungsleitungen betroffen waren. „Natürlich“ deshalb, weil nur diese erstens genug Leistung haben um die Leitungen auch zu verschmoren und zweitens links Lötpads für Stützkondensatoren vorgesehen haben. Datenleitungen wären so nicht zu richten, da solch fliegende Verdrahtung die hochfrequenten Daten-Signale nicht zuverlässig übertragen können.

Nachdem diese Operation geglückt bauten wir das Gerät zusammen, rechneten zum Test des Geräts ein Beispiel der letzten Mathe-Matura nach und rieben uns zufrieden die Hände.

Die hochzufriedenen Kunden waren anscheinend auch so angetan, dass sie uns gleich am selben Tag noch anriefen. Leider nicht uns zu loben … Denn wir hatten den Touchscreen in der Mitte des Taschenrechners weder bemerkt noch getestet!

Also brauchte es noch ein Treffen und die wiederöffnung des armen Taschenrechners bis wir unter einer Abdeckung einen weiteren Flexkabel-Kontakt fanden der ebenso oxidiert war…

Mit Kontaktreiniger und Glasfaserpinsel ließ sich aber auch dieses Problem beseitigen womit das Gerät endlich wieder übergeben werden konnte.

Darauf trinken wir doch gleich einen Tee!

FAZIT:

benötigtes Spezialwerkzeug: Heißluft um das geklebte Front-Cover abzuheben unter dem Schrauben sind sowie einen sehr feinen Lötkolben.

benötigte Spezialfähigkeiten: ruhige Hand

Aufwand: eine handvoll Stunden